Luc Bürgin
Lexikon der verbotenen Archäologie
Mysteriöse Relikte von A bis Z
Kopp Verlag, Rottenburg 2009
ISBN 978-3-942016-14-8
293 Seiten, 19,90 €

Zunächst möchte ich auf die Aufmachung des Buches eingehen: Es ist ein wunderschönes Buch geworden, durchgehend farbig auf wertvollem Papier gedruckt und mit einem Lesebändchen versehen. Alle Seiten erwecken den Eindruck von Pergament, auf das neben dem Text und den Abbildungen dezente Hintergrundbilder platziert wurden. Es ist ein Augenschmaus, in dem Buch zu blättern! Eine ganz kleine Kritik: Für die Vor- und Nachsatzseiten hätte ein gelbliches Papier besser gepasst als das verwendete weiße.
Wir kennen Luc Bürgin als Sachbuchautor und Herausgeber der Zeitschrift „Mysteries“, sowie als Referent bei den „Grenzwissen“-Kongressen in Regen. Was er anfasst, wird von ihm hervorragend recherchiert. Und so hat er sich bei diesem Lexikon auch nicht darauf beschränkt, einfach nur drauflos zu sammeln und dieses Sammelsurium alphabetisch zu ordnen. Zu jedem der vorgestellten Relikte hat Bürgin recherchiert und diese möglichst objektiv beschrieben bzw. Gutachten eingeholt und, soweit möglich, sich mit den Entdeckern unterhalten, ohne sich in irgendwelche fantastischen und unhaltbaren Spekulationen zu verrennen.
Viele der vorgestellten Relikte mögen dem einen oder anderen Leser bereits bekannt sein, etwa das Kapitel „Nazca-Kontroverse“, in dem eine riesige Struktur gezeigt wird, die schon Erich von Däniken in seinen Büchern veröffentlicht hat. Was der Sammlung aber durchaus nicht schadet. Im Gegenteil: Ich kenne kein vergleichbares Buch, in dem solche Relikte zusammengefasst dargeboten werden.
Um das Kapitel „Sternentor von Peru“ herauszugreifen: Hier geht es um eine Felsenansammlung etwa 70 Kilometer von Puno entfernt, „Puerta de Hayu Marca“, die möglicherweise von den Inka als „Sonnenheiligtum“ oder zu astronomischen Zwecken genutzt worden sein soll. Ich bin dieser Standard-Deutung gegenüber zwar sehr skeptisch, denn ich habe festgestellt, dass in Peru pauschal alle Felsansammlungen, die im Inneren bearbeitet sind, den Inka zugerechnet und dann als angebliches „Sonnenheiligtum“ bezeichnet werden. Das ist mir schlicht gesagt zu einfach, denn ich konnte beim besten Willen darin keinerlei Einritzungen oder Bearbeitungen sehen, die irgendwie mit der Sonne oder Sonnenbeobachtung zusammenhängen. Und ob die Steinbearbeitungen wirklich von den Inka stammen, kann (ohne entsprechende etwa bildliche Einritzungen) sowieso niemand sagen. Man schiebt alles den Inka unter, weil diese Anlagen oft mit einer niedrigen Mauer im Inka-typischen Baustil eingefasst sind.
So gesehen ist es auch reine Fantasie, von einem „Sternentor“ zu reden (diesen Begriff hat sich Bürgin nicht selbst ausgedacht, sondern nur zitiert). Da würde ich mir eher noch „Unterwelttor“ gefallen lassen (wie auch bei den von mir in Peru besuchten „Sonnenheiligtümern“).
Aber warum ich dieses Kapitel anführe? Bürgin zitiert den Deutschen Rainer Rauer, der die Anlage mit dem Felsentor beschrieben hat, und dieser Satz ließ es bei mir „klingeln“: „Als Erinnerung hob ich bei der Struktur einen grün schimmernden Stein vom Boden auf, der mir wegen seiner Farbe sofort ins Auge gestochen war. Doch als ich ihn später meinen Kollegen im Bus zeigte, schauten die mich nur schief an. Kein Wunder, denn der Stein war plötzlich schwarz ...“
Genauso erging es mir, als ich im Frühjahr 2009 in Puma Punku (Bolivien) mehrere kleine Steine einsammelte, die mir dort aufgefallen waren, weil sie ebenfalls in einer giftgrünen Farbe leuchteten. Zuhause ausgepackt hatte sich ihre Farbe unbegreiflicherweise in eine Art anthrazit verändert. Ob sich die Gesteinsfarbe durch den Luftdruck-Unterschied (dort immerhin rund 4000 Meter Höhe) verändern kann oder ob es an örtlichen Strahlungsbedingungen hängt bleibt bisher ein Rätsel.
Ich möchte hier nicht alles aufzählen, was Bürgin an Material zusammengetragen hat, ich sage nur: Es lohnt sich, in diesem Buch zu schmökern!
Einige kleine Unstimmigkeiten sind mir aufgefallen: So etwa die Bildunterschrift auf Seite 128. Sie stimmt nicht so ganz: Erstens handelt es sich bei dem hier vorgestellten Kristallschädel nicht um den „Mitchell-Hedges-Schädel“, sondern um einen anderen (Der Michell-Hedges-Schädel ist zweiteilig mit beweglichem Unterkiefer und befindet sich im Britischen Museum in London, Bürgin zeigt ihn auf Seite 130), zweitens heißt die Ortschaft nicht „Mach“, sondern „March“, ein Ortsteil von Regen.
Die Bildunterschrift auf Seite 175 (Kapitel „Pyramiden-Code“) stimmt auch nicht. Das Foto mit Professor Korff wurde garantiert nicht auf dem Gizeh-Plateau aufgenommen, denn eine solche Grün-Landschaft im Hintergrund gibt es dort nicht. Ich vermute, dass das Bild von Abu­sir stammt, denn dort gibt es wirklich eine solche Landschaft.
Aber das sind nur kleine Kritikpunkte, die den Wert des Buches keinesfalls schmälern. Schade, dass Weihnachten bereits vorbei ist, sonst wäre dieses Buch ein wunderschönes Weihnachtsgeschenk von bleibendem Wert. So kann ich es „nur“ ohne Weihnachten jedem Interessierten wärmstens weiter empfehlen!
(Gernot L. Geise)


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