Gerulf von Schwarzenbeck
Verschwörung Jonastal
Jochen Kopp Verlag, Rottenburg 2005
ISBN 3-938516-01-1
254 Seiten, Hardcover
Mir ist bei diesem Buch besonders angenehm aufgefallen, dass beim Thema „Jonastal“ und damit zusammenhängend der Entwicklung und dem Bau der deutschen Atombombe gegen Ende des Zweiten Weltkrieges zwischen den einzelnen Autoren über dieses Thema sind bereits mehrere Bücher erschienen, meist im Zusammenhang mit Thomas Mehner anscheinend eine Zusammenarbeit stattfindet und nicht wie bei anderen Themen zu beobachten ist Konfrontation und gegenseitige Verächtlichmachung. Man ist versucht, zu sagen: „Sieh mal da, es geht doch!“, denn durch Zusammenarbeit und gegenseitige Ergänzung kommt nicht nur jeder der teilnehmenden Autoren weiter, sondern auch die ganze Sache. Wie wichtig eine Zusammenarbeit bei einem Thema ist, kann man am Negativbeispiel der Chronologierevision erkennen, wo jeder glaubt, das Nonplusultra gefunden zu haben, während andere Autoren teilweise unter die Gürtellinie niedergemacht werden. Und das Ergebnis? Die junge „Zunft“ der Chronologierevisionisten tritt heute noch genauso auf der Stelle wie vor Jahren, ohne auch nur einen einzigen Schritt weitergekommen zu sein. Die Öffentlichkeit nimmt heute kaum noch Notiz von ihnen.
Das vorliegende Buch behandelt (wieder einmal) die Themen „Jonastal“ und deutsche Atombombe, bietet aber keinesfalls einen Aufguss von schon Veröffentlichtem, sondern Ergänzungen und neue Erkenntnisse, wobei der Autor auch mehrfach auf andere Bücher zu diesem Thema verweist. Von Schwarzenbeck hat auch ein aufschlussreiches Interview mit Thomas Mehner ins Buch aufgenommen, allein das zeigt die gute Zusammenarbeit. Dabei darf man nicht vergessen, dass diese Themen von offizieller Seite (noch?) totgeschwiegen und nicht untersucht werden, obwohl sie zur deutschen Geschichte gehören.
Im Vergleich zu bereits erschienenen Büchern zum Thema Jonastal kann jetzt das System der Untergrundsysteme schon weitaus genauer präzisiert werden, wobei es der Autor geflissentlich vermeidet, allzu genaue Ortsbeschreibungen abzugeben, nicht nur wegen der Raubgräberei durch Schatzsucher.
Sicher, so lange keine systematischen Ausgrabungen vorgenommen werden, bleiben nur die Aussagen von Zeitzeugen, diverse schriftliche Unterlagen sowie Fotos. Im Laufe der Zeit ist auf diese Weise allerdings verblüffend viel Material zusammengekommen, was eine Ahnung aufkommen lässt, wie groß und weit verzweigt diese Untergrundanlage gewesen sein muss bzw. noch ist. Zu Kriegsende räumten zwar die Amerikaner aus, was nicht niet- und nagelfest war, und die nachfolgenden Russen sammelten das ein, was die Amerikaner liegen gelassen hatten, aber das bezog sich mehr oder weniger nur auf jene Stollen, die nicht mehr rechtzeitig gesprengt oder zugeschüttet werden konnten. Eine größere Zahl von Stollen und unterirdischen Produktions- oder Entwicklungsstätten dürfte bis heute unentdeckt geblieben sein. Was sich darin verbirgt, kann nur geraten werden, denn darüber existieren keine Unterlagen (mehr).
Aber aufgrund von Zeitzeugen-Aussagen lässt sich einiges vermuten, denn im Gebiet des Dreiecks Arnstadt-Wechmar-Ohrdruf (AWO) wurde an Waffensystemen gearbeitet, die teilweise auch heute noch als hochmodern gelten würden. Nicht nur der Atombombenbau wurde hier einschließlich A-Bombentests voran getrieben, auch die Fernrakete A 9/A 10, die für die Bombardierung US-amerikanischer Ziele vorgesehen war, wurde von hier aus erfolgreich getestet. Strahlenwaffen und Spezialbomben wurden hier erprobt. Entwickelt und gebaut wurde im weitläufigen unterirdischen Komplex des AWO-Dreiecks, und es ist anzunehmen, dass tief unter der Erde noch so manches Geheimnis ruht. Die tiefer liegenden Anlagen wurden vor dem Eintreffen der Amerikaner fachmännisch versiegelt und hervorragend getarnt, und die Amerikaner sowie später die Russen sprengten die noch vorhandenen Gänge und Stollen, nachdem sie leer geräumt waren, ohne dass sie zuvor die tieferen Anlagen freigelegt hatten.
Es wird gemunkelt, dass diese Anlagen durch raffinierte Sicherungssysteme geschützt werden, ganz ähnlich wie manche ägyptischen Gräber, durch Giftgas-Fallen, Säurebäder, Selbstschussanlagen usw., was eine zukünftige Freilegung natürlich enorm erschweren wird.
„Verschwörung Jonastal“ liest sich wie ein spannender Roman. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Es zeigt den gegenwärtigen Forschungsstand zum Thema „Jonastal“ und ist am Thema Interessierten unbedingt zu empfehlen!
(Gernot L. Geise)