Zecharia Sitchin
Als es auf der Erde Riesen gab ...
Götter, Halbgötter und die Vorfahren des Menschen:
Der Beweis einer außerirdischen DNS
Kopp Verlag, Rottenburg 2010
ISBN 978-3-942016-43-8

Der Buchtitel macht neugierig: Riesen auf der Erde? Davon haben wir ja schon öfter gehört, allerdings nur in Sagen, Märchen oder Mythen. Ein echter Beweis dafür steht bisher noch aus. Und so kann auch Sitchin keinen Beweis dafür liefern, außer den sumerischen und anderen Beschreibungen. Auch wenn er im letzten Kapitel die Entdeckung des Grabes einer „echten“ Göttin beschreibt, das bei Ausgrabungen in Ur gefunden wurde, und die einen überdurchschnittlich großen Kopf besessen haben soll, war sie keine Riesin im Sinne von überdurchschnittlich groß. Ich denke, dass der Begriff „Riese“ falsch definiert wird, und wir uns heute eine andere Vorstellung davon machen, denn im Ursprung stammt dieser Begriff von „reisig“, „Reisiger“ = „Reisender“, ab. Und Reisende waren nicht zwangsläufig größer als ihre Artgenossen.
Interessanterweise erwähnt Sitchin in diesem Buch nur mit wenigen Sätzen den „Ursprungsplaneten“ der Anunnaki-Götter, Nibiru. Dafür erklärt er, dass ein Teil der „Götter“, die „Igigi“, auf dem Mars stationiert gewesen seien. Könnte es vielleicht sein, dass es sich bei dem Planeten Nibiru um eine Fehlübersetzung handelt, weil dieser mit einer stark elliptischen Umlaufbahn von rund 2600 Jahren um die Sonne seltsamerweise dann doch nicht mehr erschienen ist?
Wie soll sich auf einem solchen Planeten (sollte es ihn wirklich gegeben haben) Leben entwickeln können? Und gar intelligentes? Nach Sitchin sei die extreme Umlaufbahn (die Hälfte davon weit von der Sonne entfernt) insofern kein Problem gewesen, als der Planet eine innere Wärme erzeugt habe, wie wir es etwa von den großen Gasplaneten kennen. Aber um höheres Leben zu entwickeln ist es nicht damit getan, dass ein Planet warm genug ist, wenn das Licht der Sonne fehlt. War also Nibiru in Wirklichkeit der Mars gewesen? Und die extreme Umlaufbahn ein Übersetzungsfehler?
Was mir schon immer Probleme bereitete - so auch bei diesem Buch: Wo kamen die vielen Menschen her? Es fängt an bei Adam und Eva. Sie hatten bekanntlich zwei Söhne, Kain und Abel, wobei einer den anderen auch noch umbrachte. Aber die hatten sich ja auch vermehrt. Hatten sie es etwa mit ihrer Mutter Eva getrieben? Nein, angeblich nicht. Also müssen noch andere Menschen da gewesen sein, damit eine Vermehrung stattfinden konnte. Sicher wird jetzt so Mancher sagen, dass „Adam“ und „Eva“ nur Synonyme für ganze Völker bzw. das erschaffene Menschengeschlecht waren.
Aber das sind ja nicht die einzigen Beispiele: Ob in der Bibel oder den sumerischen Keilschrifttafeln, ob „Götter“, Könige oder Helden, sie zogen aus, und wo es ihnen gefiel, gründeten sie eine „Stadt“. Sie bauten sich nicht nur ein Haus, einen Tempel, Palast oder Dorf, nein, eine Stadt. Ja hallo! Ich kann doch keine Stadt gründen, wenn keine Bewohner dazu vorhanden waren! Woher stammen die dazu benötigten vielen Menschen? Ob Gott (in der Bibel), ob Anunnaki in den sumerischen Überlieferungen: Produzierten sie etwa Menschen im Fließband-Verfahren?
Die Anunnaki schufen sich einen „Lulu“ als gefügsamen, billigen Arbeiter. Wie lange zogen sich die Experimente hin, bis ein erwünschtes Ergebnis zustande kam? Selbst wenn ein Kloning-Experiment funktionierte, musste zumindest so lange abgewartet werden, bis das erzeugte Wesen halbwüchsig war, um entscheiden zu können, ob das Experiment erfolgreich war. Gut, die Anunnaki hatten eine Lebenserwartung von mindestens tausend Jahren, da hatten sie genügend Zeit zum Experimentieren. Aber um genügend Arbeitskräfte erzeugen zu können, ist es nicht mit ein paar Exemplaren getan, man benötigte tausende. Wenn es denn so stimmt, wurden die Klone von „Muttergöttinnen“ ausgetragen. Wie viele Frauen hätten sich dazu als reine Gebärmaschinen zur Verfügung stellen müssen? Andererseits ist niemals die Rede davon, dass größere Kindergärten oder von mir aus Aufzuchtstationen errichtet wurden, und die muss es gegeben haben, wenn eine neue Spezies in großem Maßstab erzeugt wurde.
Sind also die zeitlichen Angaben durcheinander geraten zwischen der Erzeugung des „Lulu“, wovon es nur wenige Exemplare gegeben haben dürfte, und der Zeit, als hier und dort neue Städte gegründet wurden? Fand zwischenzeitlich eine eigenständige Vermehrung des „Lulu“ statt? Möglicherweise eine genetisch programmierte (wie auch die Programmierung auf Arbeit)? Denn der Mensch leidet ja bis heute unter seinem unmäßigen Vermehrungszwang. Damals mag dieser Zwang sinnvoll gewesen sein, denn erstens wurden schnellstmöglich größere Mengen an Arbeitern benötigt, zweitens war vielleicht die Verlustrate relativ hoch, denn die „Lulus“ wurden überwiegend im Bergbau zum Goldabbau eingesetzt.
Ein weiterer Punkt: Wo ist die Hochtechnologie geblieben, welche die Anunnaki besessen haben müssen? Es ist ja nicht damit getan, dass sie in irgendwelchen Zubringer-Raumschiffen zur Erde flogen.
Als Neuankömmlinge auf der Erde bestehen zunächst einmal die gro­ßen Probleme der anderen Atmosphäre und Gravitation. Es ist höchst unwahrscheinlich, dass die Atmosphärenzusammensetzung die gleiche wie auf Nibiru (und dem Mars?) gewesen sein soll. Ok, hier kann man ggf. nachhelfen und korrigieren, wenn man die technischen Möglichkeiten dazu besitzt. Aber der Luftdruck dürfte sich ziemlich unterscheiden, wenn beide Planeten unterschiedlich groß waren. Die höhere Gravitation war nach Sitchin der Grund dafür, dass die Lebenserwartung der hier ansässigen „Götter“, später „Halbgötter“, drastisch zurück ging.
Aber die „Götter“ müssen eine Hochtechnologie besessen haben, und von dieser ist nirgends mehr die Rede (außer den Fluggeräten). Auch in dem gefundenen „Göttinnen“-Grab fanden sich keinerlei technische Geräte oder Hinweise darauf. Es enthielt „nur“ allerlei Goldgegenstände. Weitere Beigaben waren etwa Rollsiegel, aus denen die Archäologen auf die jeweiligen Personen schlossen. Waren die Anunnaki auf primitive Rollsiegel und Keilschrifttafeln angewiesen? Hatten sie keine anderen Möglichkeiten, um Informationen schriftlich festzuhalten? Benutzten sie die primitive Keilschrift dazu? Das passt alles nicht so ganz zu einer Hochtechnologie.
Die ergrabenen Paläste und Tempel waren so ausgestattet, wie man sie (etwa) auch aus Ägypten kennt. Keinesfall so, wie wir sie heute einrichten würden. Hatten die „Götter“, die sich hier niederließen, auf ihre zivilisatorischen Annehmlichkeiten verzichtet? Keine elektrischen Geräte? Keine Werkzeuge (oder Maschinen) aus Stahl? Keine Transportmittel, wie etwa Fahrzeuge?
Sie sehen, es ist nicht damit getan, aus alten Keilschrifttafeln und der Bibel ein Szenarium zu konstruieren, auch wenn man archäologische Ausgrabungen zuhilfe nimmt. Sicher, die bisher gefundenen Keilschrifttafeln sind von später lebenden Menschen hergestellt worden, die von ihren „Göttern“ reden, und was diese alles gemacht hätten. Aber wo sind Hinterlassenschaften dieser „Götter“?
Sollte also dieses Szenarium den Tatsachen entsprechen, bleibt noch viel zu tun!
Und um noch auf den letzten Satz des Untertitels zu kommen („Der Beweis einer außerirdischen DNS“), auf diesen Beweis habe ich das ganze Buch hinweg gewartet, aber er blieb leider aus.
Sitchin vermutet, dass dieser Beweis findbar sei, wenn man die DNS der „Göttin“, die in Ur begraben war, untersuchen würde, was jedoch (angeblich?) nicht ge­plant sei. Ich frage mich jedoch, ob sich ihre DNS so sehr von unserer unterscheidet, wenn wir doch Klone bzw. Abkömmlinge von ihr und ihresgleichen sind?
Zuletzt möchte ich zum vorliegenden Buch noch sagen, dass es sich hervorragend liest, wohl dank des Übersetzers Michael Hesemann, auch wenn hier und dort Zweifel aufkommen, ob es denn wirklich alles so war, wie es Sitchin darstellt.
(Gernot L. Geise)


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