Marianne Streuer
Die Streifen des Zebras
Aktuelles Weltgeschehen
seine geheimen Wurzeln
sein erstaunliches Ergebnis
Argo-Verlag, Marktoberdorf 2010
ISBN 978-3-937987-87-3
491 Seiten, 26,90 Euro
Also, ich weiß nicht, was ich von diesem Buch halten soll. Es bietet ein Durcheinander von geistigen Ergüssen, vermischt mit verschwörungstheoretischen Aussagen. Oftmals ist zwischen beiden kein Zusammenhang erkennbar. Sicher, die Menschheit bewegt sich zum Licht hin - wirklich? Wer kann denn das mit gutem Gewissen behaupten, wenn man sich die Kriegshandlungen rings um die Welt anschaut? Wir sind dabei, unser Bewusstsein zu erweitern, in die nächsthöhere Dimension aufzusteigen. Nur, wo? Wer kann das beweisen? Das sind für mich bloße Behauptungen. Die Autorin schreibt viel, und sie meint es bestimmt gut, aber was sie schreibt, sind alles nur unbewiesene Glaubenssachen, die von irgendwelchen Menschen in die Welt gesetzt wurden, und wenn es noch so gut gemeint ist.
Da dürfen natürlich auch die UFOs nicht fehlen (auch wenn etwa bezüglich des Rosswell-Zwischenfalls falsche Angaben gemacht werden), und die Galaktische Föderation, die uns unbedingt helfen will, darf auch nicht fehlen. Ich kann zwar nicht behaupten, dass es sie nicht gibt, genauso wenig kann ich aber behaupten, dass es sie gibt. Bisher fehlen die Beweise oder wenigstens kleine Hinweise darauf.
Zwischendurch wird mit einigen Sätzen kurz auf deutsche und europäische Geschichte eingegangen, ja, auch auf die derzeitige Finanzsituation. Alles muss (und wird) zusammenbrechen, damit wir alle froh und glücklich werden ...
Im Anhang „Die Namen des Bösen“ bietet eine Aufzählung und Erklärungen zu „Luzifer“, „Diabolo“, „Teufel“, „Mephisto“ und „Satan“. Beim „Teufel“ hat Frau Streuer jedenfalls ausgesprochen schlecht recherchiert: „Das Wort ‚Teufel‘ als ‚Widersacher‘ bedeutete in Mitelhochdeutsch tiuvel.“ (incl. Schreibfehler). So weit, so gut. Allerdings galt der tiuvel im Mittelhochdeutschen keinesfalls als „Widersacher“, sondern als „wilder Waldmensch“, hatte also absolut nichts Böses an sich. Die eigentliche „Verteufelung“ zum Bösen hin geschah erst mit der Christianisierung, weil die Teufel die Betreiber der keltischen Nachrichtenstationen waren, die nach der christlichen Übernahme als erstes ausgeschaltet, „verteufelt“ werden mussten.
Der Teufel hatte seit Menschengedenken quasi als „Nebenjob“ die ungeliebte Arbeit der Leichenverbrennung erledigt (woher auch die Aussage kommt, bei Nacht treibe sich der Teufel auf dem Friedhof herum - es war seine bezahlte Sozialarbeit!). Also absolut nichts Böses, sondern Gemeindearbeit. Durch die Christianisierung mussten Tote jedoch in Särgen vergraben und durften nicht mehr verbrannt werden, was ebenfalls zur „Verteufelung“, oder sollte man besser sagen: zur Satanisierung beitrug.
Überhaupt scheint Frau Streuer auch nicht bewusst geworden zu sein, dass sie zwar immer wieder davon schreibt, dass die Menschheit zum Licht geführt werde, aber sie andererseits (mehrfach im Buch) Luzifer (zurecht) als den „Lichtbringer“ bezeichnet, ihn aber typisch christlich verteufelt. Ja was denn? Da kam jemand, um der Menschheit das ersehnte Licht zu bringen, und die undankbare Menschheit verteufelte ihn und schob ihn als Bösen ab. Wenn es wirklich um das „gute“ Licht und das „böse“ Dunkel geht, dann wäre Luzifer der verkannte Heiland, der die Menschheit aus dem Dunkel befreien wollte, und nicht etwa der von uns heute noch angebetete Gott Jehova (Jahwe), der - siehe Bibel - die damalige von ihm bevorzugte Menschengruppe von einem Völkermord zum nächsten geführt hat.
Habe ich den Sinn des Buches etwa falsch verstanden? Ich war nach der Lektüre jedenfalls so schlau wie vorher. (Gernot L. Geise)