Dr. Hans-Joachim Zillmer
Kolumbus kam als Letzter
Als Grönland grün war: Wie Kelten und Wikinger Amerika besiedelten
366 Seiten, Hardcover, 22,90 Euro
ISBN 3-7844-2952-1
Langen Müller
Das neue Buch von Hans-Joachim Zillmer hat es in sich. Bringt er doch die gesamte traditionelle Geschichtsschreibung wie ein Kartenhaus zum Einsturz.
Angenehmerweise gelingt ihm dies ohne hysterische Besserwisserei und absurde Spekulationen, wie man es hin und wieder bei anderen Autoren findet. Ruhig und gelassen präsentiert er eine überwältigende Fülle an Fakten, archäologischen Funden und alten Schriften.
Zusammengefasst ergibt sich daraus folgendes Bild:
Die Kelten lebten früher nicht nur in Britannien, sondern sie lebten von Griechenland bis Spanien und von der Südspitze Italiens bis nach Schweden, Norwegen, Island und Grönland. In diesem riesigen Gebiet wurde eine einzige, gemeinsame Sprache gesprochen und eine gemeinsame Währung benutzt. Diese Kultur war dezentral organisiert, das heißt, dass sie völlig ohne die Gründung von Städten auskam. Technisch war diese Kultur recht hochstehend, wie ein gut ausgebautes Netz von Signaltürmen zur Kommunikation und Mega-Bauwerke wie die Steinkreise in Stonehenge zeigen. In dieser Kultur war das Matriarchat vorherrschend. Bei der Ausbreitung des Christentums gab es ein friedliches Miteinander der Druiden beziehungsweise der keltischen Priester mit den neuen urchristlichen Priestern.
Als begabte Seefahrer reisten unsere Vorfahren schon lange vor Kolumbus nach Nord- und Südamerika, trieben Handel und siedelten dort. So gibt es heute noch schriftliche Aufzeichnungen von der zweiten Besiedlung Amerikas, in der die europäischen Auswanderer verwundert von blonden, hellhäutigen Indianern berichten, die mit etwa achtzig Personen in Langhäusern leben. Diese nordamerikanische Langhäuser sind von der Bauweise exakt identisch mit den Wikinger- Langhäusern. Jedem Langhaus stand eine Frau vor. Auch in Nordamerika finden sich Steinkreise wie die in Stonehenge. Ähnliche Berichte gibt es auch aus Südamerika, als die Konquistadoren auf blonde, hellhäutige Eingeborene stießen. Diese Eingeborenen überraschten die Neuankömmlinge damit, dass sie Jesus und anderes biblisches Wissen längst kannten.
Um die Jahre 800 - 1000 n. Chr. verschlechterten sich die Lebensbedingungen in Europa dramatisch. Flutkatastrophen, Erdbeben und sinkende Temperaturen verwüsteten das keltische Europa vom Mittelmeer bis zur Nordsee. In dieser Zeit des Chaos gelang es der bis dahin unbedeutenden Organisation der Papst-Kirche, in die Trümmer Roms umzusiedeln. Die Papst-Kirche riss in der Folge die Macht in ganz Europa an sich. Mit rücksichtsloser Brutalität, Folter und Mord, gemeinhin als Inquisition bekannt, ging sie gegen das alte Urchristentum, die ursprüngliche keltische Religion und das Matriarchat vor. Durch Urkundenfälschungen eignete sie sich Ländereien an. Um das matriarchale, dezentrale, keltisch-urchristliche Gemeinwesen völlig zu zerschlagen und zu kontrollieren, erschuf die Papst-Kirche eigene Sprachen. So ist das Latein ebenso eine Erfindung von radikalen Mönchen wie die anderen europäischen Sprachen. Diese Sprachen wurden bestimmten Regionen zugewiesen. Gleichzeitig wurde das Land durch die massenhafte Gründung von Städten aufgeteilt und unter die Kontrolle einer der Kirche hörigen Obrigkeit gestellt.
Dies in aller Kürze zum Inhalt. Wie schon eingangs geschrieben, überzeugt der Autor durch seinen sehr sachlichen Ton und die überwältigende Fülle an Fakten, die er präsentieren kann.
Fazit: dieses Buch ist ein unbedingtes Muss.
(Tanja Kwiatkowski)
(SY 1/2005)