Bücher von Uwe Topper

Das Erbe der Giganten
Untergang und Rückkehr der Atlanter
428 Seiten, Leinen, Walter-Verlag Olten 1977, ISBN 3-530-88100-7


Die »große Aktion«
Europas erfundene Geschichte
Die planmäßige Fälschung unserer Vergangenheit von der Antike bis zur Aufklärung
286 Seiten, Pb., Grabert 1998, ISBN 3-87847-172-6


Erfundene Geschichte
Unsere Zeitrechnung ist falsch
254 Seiten, 23 Fotos, 30 Textabbildungen, Herbig 1999, ISBN 3-7766-2085-4


Fälschungen der Geschichte
Von Persephone bis Newtons Zeitrechnung
288 Seiten, 37 Fotos und Abbildungen, Herbig 2001, ISBN 3-7766-2244-X

Buchbesprechung:
Jeder liest ein Buch mit anderen Augen. Jeder findet darin Dinge, die ihn persönlich ansprechen - oder auch nicht. Und jeder hat seine eigenen Vorstellungen, wenn er sich ein Buch aufgrund des Buchtitels kauft. Man hat Erwartungen und hofft, dass diese durch den Text des erworbenen Buches bestätigt werden.
Uwe Toppers neues Buch „Fälschungen der Geschichte“ sagt im Titel schon aus, um was es geht, und der Leser wird in seinen Erwartungen wahrlich nicht enttäuscht. Man merkt es angenehm beim Lesen, dass Topper inzwischen Routine im Schreiben hat und dass er in der Thematik der Geschichtsfälschung fest verwurzelt ist. Auch in diesem Buch ist es nicht möglich, das gesamte Ausmaß der künstlich konstruierten Zeit, die wir „Geschichte“ nennen, zu umreißen. Es bleibt ein (allerdings wichtiger) Mosaikstein zum großen Fälschungs-Puzzle. Seine Beschreibungen sind humorvoll und teilweise ironisch, wenn er der etablierten Wissenschaft vorhält, dass sie Fälschungen als echte Unikate präsentiert. Wenn diese Ironie manchmal in Sarkasmus abkippt, so sei ihm das verziehen. Der Leser wird es verstehen, denn Topper trifft keine Aussage ohne Begründung.

Topper beginnt in Museen und endet bei der Bibel. Bei seinen Museen-Rundgängen zeigt er, wie und woran man Fälschungen erkennt. Seine Beschreibungen sind auch für Laien nachvollziehbar, und das kommt einer Aufforderung gleich: Wir sollten alle viel öfter in Museen gehen oder dortige Ausstellungen besuchen. Aber nicht nur als Konsumenten, sondern mit kritischen Augen! Denn diese gehen uns auf, wenn wir uns die dort ausgestellten Stücke genauer ansehen! Nicht nur, dass Einzelstücke falsch datiert (oder beschriftet) ausgestellt werden, diese Fehler wären ja noch verzeihlich. Nein, dort werden auch Figuren und Skulpturen ausgestellt, die von Anfang an als Artefakte hergestellt wurden! So etwa beim „Zentralheiligtum der deutschen Altertumsbegeisterung“, dem Pergamon-Altar, der zwar hübsch aussieht, aber schon als Fälschung hergestellt wurde, jedoch nicht in der Antike. Behaupten kann man viel, und auch Dinge in Frage stellen. Aber Topper zeigt detailliert die Fehler auf, die der Fälscherwerkstatt unterlaufen sind, und die nicht vorhanden wären, wenn der Altar echt wäre.
Topper schildert die Problematik mit den alten „echten“ Urkunden und ihrer Datierung durch die Wissenschaft. Da sträuben sich dem unbedarften Leser so manchmal die Haare, nach welchen Kriterien entschieden wird, ob eine Urkunde „echt“ ist oder nicht.
Besonders interessant finde ich Toppers Schilderung von Rom. Hoffentlich wird mit dem Märchen von „Rom, der ewigen Stadt“ bald aufgeräumt. Topper liefert einige Details hinzu. Endlich einmal wird es ausgesprochen, dass die Geschichte Roms erst im 15. Jahrhundert geschrieben wurde. Dass die Stadt im Mittelalter zeitweise unbewohnt war und die „klassischen Bauten“ erst im 15. Jahrhundert ausgegraben wurden.
Hier möchte ich einhaken: Papst Martin V. soll ab 1417 Teile des antiken Roms ausgraben gelassen haben. Wäre es nicht viel logischer anzunehmen, dass gar keine Ruinen ergraben, sondern die „alten“ Bauwerke damals erst errichtet wurden? Natürlich können auch Ausgrabungen vorgenommen worden sein, doch welchen Grund sollte wohl ein christliches Kirchen-Oberhaupt gehabt haben, ehemalige heidnische Tempel auszugraben?
Wenn es denn so ist, dass die Ruinen unter meterhohem Schutt begraben waren, dann stellt sich gleich die Frage, woher dieser kommt? Denn heute ist es nicht anders. Ruinen aus der „Römerzeit“ liegen unter meterdickem Boden. Woher kommt dieser, wenn nicht, ja wenn nicht von einer kontinentweiten gigantischen Überschwemmungskatastrophe (wie es schon Horst Friedrich in seinem Buch „Jahrhundert-Irrtum ,Eiszeit’?“ beschrieb), und die noch gar nicht so lange zurück liegt. Vielleicht tausend bis zwölfhundert Jahre, nicht viel mehr.
Auf die Frage, warum diese Großkatastrophe jahrhundertelang vertuscht wurde, bis sie vergessen war, bietet Topper einleuchtende Erklärungen an. Und mit der Akzeptanz dieser Katastrophe hätten wir auch die Erklärung, warum der „geschichtslose“ Raum von den wenigen Überlebenden gefüllt werden musste. Und damit ließe sich auch erklären, wieso die Menschheit heute aus „nur“ rund acht Milliarden besteht und nicht aus Billionen von Billionen Menschen, wie es korrekterweise sein müsste, wenn man eine statistische Vermehrungsrate zugrunde legt, die der heutigen entspricht, und dann rechnet. Denn legt man die bekannte Vermehrungsrate zu Grunde und rechnet zurück, so hätten vor rund tausend Jahren nur ein paar tausend Menschen gelebt, über die ganze Erde verstreut. Das erscheint recht unglaubwürdig. Doch legt man realistischere Zahlen zu Grunde, so stimmen die heutigen nicht. Das kann jedoch nur sein, wenn durch eine Großkatastrophe die überwiegende Mehrzahl aller Menschen ausgerottet wurden. Was nichts daran ändert, dass vor dieser Katastrophe ebenfalls Menschen lebten und hochstehende Kulturen entwickelten.
Das lässt jedoch auch Hans-Joachim Zillmers Szenarium der bis in jüngste Zeit lebenden Saurier in einem neuen, wahrscheinlicheren Licht erscheinen. Denn was wissen wir denn wirklich von jener Zeit? Die Archäologen haben vieles ausgegraben, Gebäude, Straßen, „Kult“-Plätze, Skelette usw. Aber wie die Menschen damals lebten, ob sie vielleicht kleine Saurier als Haustiere hielten, das wissen wir nicht. Bildliche Darstellungen von sogenannten Fabeltieren gibt es jedoch genügend, nur werden diese Darstellungen als Fantasieprodukte abgetan.
Zurück zu Toppers Buch: Auch einige kritische Worte möchte ich anmerken. So vermisst der Leser bei den plastischen Beschreibungen der Museumsfiguren die dazu gehörigen Bilder. Sicher, man findet sie irgendwann in der Mitte des Buches zusammengefasst. Das hätte aber wenigstens bei der ersten Beschreibung als Hinweis mit aufgenommen gehört. Genauso wie die von Topper entworfene Zeittafel, die an das Ende des Buches angefügt werden sollte, vom Verlag jedoch vergessen wurde.
Trotzdem hinterlässt das Buch einen positiven Eindruck. Ich wünsche Topper viel Erfolg damit, und eine große Leserschaft. (Gernot L. Geise)


Meier / Topper / Zschweigert
Das Geheimnis des Elsaß
Was geschah damals am Odilienberg?
270 Seiten, Leinen, Grabert 2003, ISBN 3-87847-201-3

Buchbesprechung:
Der Odilienberg, der heilige Berg des Elsass ist eines der großen, bisher nicht entschlüsselten Rätsel der alteuropäischen Geschichte. Er liegt wie andere „heilige“ Orte auf einer der „Sternenstraßen“, die bis zum heutigen Tage (Alt-) Europa durchziehen. Bisher ist es nicht gelungen, das Phänomen der „Sternenstraßen“ zu enträtseln. Ebenso wenig ist bekannt, wer sie angelegt hat, wann das war und welchem Zweck sie dienten.
Ein ebensolches Rätsel ist die sogenannte „Heidenmauer“, die den Odilienberg umgibt. Bei diesem megalithischen Bauwerk handelt es sich um eines der größten Bauwerke Alteuropas. In seiner Art ist es einzigartig. Doch wie bei den „Sternenstraßen“ konnte bisher niemand dieses archäologische Rätsel lösen.
Das Autorenteam breitet vor dem Leser neue Ergebnisse der Vorgeschichtsforschung aus und zeigt dabei völlig neue Einblicke in die Vorgeschichte Mitteleuropas.
Nach ihren Forschungen kristallisierte sich heraus, dass der Odilienberg vermutlich ein Festpunkt für die Erdvermessung war. Tatsache ist, dass viele Orte Europas auf geodätischen Linien liegen, die einst ein weit gespanntes geodätisches Netz bildeten. Dabei wurde das aus dem Erdumfang abgeleitete Grundmaß überregional in den meisten megalithischen Anlagen von Schottland bis Ägypten verwendet, was allein schon ein Phänomen für sich darstellt.
Wenn ich mir die Tatsache einer kontinentübergreifenden genauesten Vermessungstechnik betrachte und das mit den Forschungsergebnissen des EFODON e.V. bezüglich der Keltenschanzen vergleiche, so muss zwangsläufig das gelehrte Geschichtsbild falsch sein! Es drängt sich einfach auf, dass unsere Vorfahren (wann immer sie geschichtlich gesehen auch lebten) keinesfalls fellbehängte einfache Nomaden oder Jäger gewesen sein können, die bei jedem Gewitter einem ominösen Gewittergott opferten und Naturereignisse irgendwelchen Aktivitäten geheimnisvoller Götter zuordneten. Unsere Vorfahren müssen hochgebildete Menschen gewesen sein, die zwangsläufig eine hoch stehende Kultur gehabt haben müssen. Diese Kultur muss auch technisch der unseren zumindest ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen gewesen sein. Dass davon heute nichts mehr gefunden wird, kann damit zusammenhängen, dass seither mehrere Großkatastrophen den Kontinent überzogen. Es kann auch an der Ignoranz der Archäologen liegen, die nur solche Funde zulassen, die in ihr Vorstellungsbild der Vergangenheit passen.
Man kann unmöglich als Jäger und Sammler einen ganzen Kontinent zentimetergenau vermessen und durch die Anlage von Schanzen wetterharmonisieren, bevor er besiedelt wird, ohne einen genauen Gesamtüberblick über den Kontinent und seine Eigenarten zu haben. Allein die Vorstellung, man habe jeweils nach Bedarf gehandelt, ist absurd. Ich wage zu behaupten, dass ein solches gigantisches Vorhaben selbst mit unseren heutigen Mitteln nur mit größten Problemen durchführbar ist. Hierher passen auch vorzüglich die Beobachtungen Peter Brüchmanns (siehe die Buchbeschreibung oben), der von einer ganz anderen Sicht aus zu denselben Ergebnissen kam.
„Das Geheimnis des Elsaß“ ist kein leicht lesbares Buch, es hat durchaus seine Längen, durch die sich der Leser hindurchquälen muss. Das hängt jedoch damit zusammen, dass die Autoren minutiös jedes Detail ihrer Aussagen bis ins Kleinste untermauern und belegen. Demgemäß wird es für die etablierte Wissenschaft schwierig werden, einzelne Punkte heraus zu greifen und widerlegen zu wollen. Das gesamte Werk zu widerlegen, dürfte unmöglich sein, dazu ist es zu gut recherchiert. Doch wie üblich, wird es nicht der Fall sein. Die Forschungsergebnisse des Autorenteams werden von offizieller Seite wohl einfach (leider) ignoriert werden. Wo kämen wir auch hin, wenn jeder Außenseiter-Forscher eigene Theorien aufstellen wollte! Wir sind leider noch nicht so weit, dass die offiziellen Fachleute so weltoffen sind, auch unkonventionelle Thesen unvoreingenommen zu betrachten, von einer fruchbaren Zusammenarbeit ganz zu schweigen. Man stelle sich vor, welche Ergebnisse allein dadurch erzielt werden könnten, wenn man interdisziplinär, also fachübergreifend, zusammenarbeiten würde!
(Gernot L. Geise)


ZeitFälschung
Es begann mit der Renaissance
Das neue Bild der Geschichtsschreibung
284 Seiten, 33 Fotos, 13 Abbildungen, Herbig 2003, ISBN 3-7766-2348-9

Buchbesprechung:
Uwe Topper ist unterdessen ein bekannter Kopf der deutschen geschichtskritischen Szene geworden. Die Leser dieser Zeitschrift hören fast in jeder Nummer von ihm. Und kaum ein Jahr vergeht, ohne dass von diesem Autor ein neues Buch erscheint, diesmal die ZeitFälschung.
Eine erste Bemerkung schon hier: Entgegen dem Titel untersucht Topper in seinem neuen Werk vorwiegend die Entstehung des Christentums. Die Chronologie und ihre Probleme werden ebenfalls, aber nur an einzelnen Stellen behandelt.
Die zentralen Aussagen über das Christentum bringt Topper am Anfang und am Ende des Buches. Für ihn ist die Christus-Gestalt wichtig, die Texte von Christi Reden und Taten und die Herrschaftsstruktur, welche diesen Glauben verwaltete. Topper sieht richtig die Entstehung des Christentums verbunden mit einer Geschichts- und Chronologieschöpfung, die aus nicht ganz einsichtigen Gründen schon „um 1450 AD“ festgelegt gewesen sei (34).
Die eigentliche Geschichtsfälschung habe nach Topper „um 1540 AD“ begonnen. Hier scheint Edwin Johnsons Meinung durch, der den „runden Tisch der Mönche“ um diese Zeit beginnen lässt.
Und abgeschlossen worden sei die Zeitfälschung von den Renaissance-Astronomen wie Kepler, Tycho Brahe, Kopernikus, Galilei und Regiomontanus. Diese hätten stillschweigend die Verschiebung der Tierkreiszeichen gegenüber der tatsächlichen Stellung um ein Haus (damals 24° oder 1500 Jahre) angenommen. So sei auch astronomisch die Erfindung eines Mittelalters und einer Antike legitimiert worden.
Mit diesen himmelskundlichen Ausführungen aber wird die Sache mit der Zeitfälschung schon sehr heikel. – Ich meine eher, dass es die genannten Astronomen waren, welche die Zodiak-Verschiebung veranlasst haben.
Doch den größten Teil des Buches widmet Topper der Beobachtung von religionskundlichen Aussagen in der alten Kunst, Architektur und Literatur. Und hier liegen die Stärken des Werkes. Es finden sich Betrachtungen über den Ursprung der mittelalterlichen Kirche. Diese sei zuerst ein Turmbau gewesen und habe ebenso der Nachrichtenübermittlung wie dem Kult gedient. Das ursprüngliche Christentum der Romanik sei weniger christlich als mehr „arianisch“ gewesen. Dies belegt Topper auch aus der Analyse des romanischen Bilderschmuckes etwa der Kirchen von Aulnay, Autun oder Orcival in Frankreich. Der alte Tierstil in Schmuck und Bauten sei auch noch in der Malerei des Hieronymus Bosch zu sehen. Das Volk hätte die alte Bildersprache damals noch verstanden.
Das alte Christentum sei erst nachher durch das neue Christentum als häretisch oder ketzerisch verteufelt worden. Dabei habe das neue Dogma selbst wesentliche Elemente aus anderen, besonders östlichen Religionen von Iran bis Tibet übernommen. Ein Kampf zwischen Aberglaube und Lichtreligion sei entbrannt. Hier hätten der Tempelorden, das Rittertum und die Hebräer des Ostens und des Westens eine Rolle gespielt.
Mit einem Rundgang durch die Provinzen – von Schottland und Irland bis Ägypten und Anatolien geht es weiter. Die Qumran-Rollen werden ebenso erwähnt wie Ibn Chaldun und die Sufis.
Von neuem wird auf die Möglichkeit einer erdgeschichtlichen Katastrophe als Auslöser einer neuen europäischen Kultur und Religion eingegangen (215 ff.). Das Aufblühen der christlichen Seefahrt, die Entdeckungen wären ebenso Hinweise für einen radikalen Neubeginn wie der explosiv schnelle nachrömische Städtebau.
Als Fazit ergibt sich für Topper: Die drei monotheistischen Religionen Christentum, Judentum und Islam beten den gleichen Gott an und sind zur gleichen Zeit entstanden. Nur die Geschichts- und Chronologiefälschung verzerrt diesen Sachverhalt, indem jede Religion eine andere Entstehungszeit bekommt. Also müsse hier der Hebel angesetzt werden: Ein Versuch zur zeitlichen Neuordnung der Geschichte sollte vor allem an den Kalenderbemühungen der Kirche, die nach der Katastrophe das Osterdatum neu definieren musste, ausgerichtet werden (251).
Ein reiches Literaturverzeichnis und – allerdings sehr schmalbrüstige - Verzeichnisse wichtiger Autoren und Begriffe ergänzen das Buch. Der Reichtum an Einzelbeobachtungen zu Werken der Kunst, Architektur und Literatur macht Toppers neues Buch zu einer anregenden Lektüre. Besonders gerne nimmt man die zahlreichen Hinweise aus der arabischen Literatur auf, die der Autor auf Grund seiner Sprachkenntnisse auswertet. – Die Ausführungen über den Koran (185 ff.) sind besonders wertvoll; sie korrigieren die Europa-Zentrik der meisten westeuropäischen Forscher.
Ein paar Schwächen des Buches sollen nicht verhehlt werden: Trotz einigen klaren Aussagen zur Chronologie bleibt für den Normalleser im Allgemeinen unklar, wie ein neues Geschichtsbild – welches eines der beiden Untertitel verspricht – auszusehen hat: Die Qumran-Rollen könnten schon „im 11. Jahrhundert“ entstanden sein. Luther und Erasmus aber hätten den endgültigen Bibeltext im „16. Jahrhundert“ geschrieben. – Wann nun entstand die Bibel genau?
Die alte, vorchristliche Welt soll „um 1350“ zugrunde gegangen sein. Aber wann die Renaissance begonnen habe – wie der zweite Untertitel verspricht – bleibt zeitlich verschwommen. Es werden zu viele Jahreszahlen genannt, so dass man häufig die Orientierung verliert.
Dann ist für einen gewöhnlichen Leser schwer zu verstehen, weshalb im ganzen Buch „die alten Römer“ überhaupt nicht vorkommen. – Ich behaupte seit langem, dass jenes angebliche Römerreich ein historisches Problem darstellt. Aber in einer Betrachtung ignorieren darf man dies nicht. Das Publikum verlangt nach einer Erklärung.
Das Buch von Topper hat aber auch Unzulänglichkeiten, welche dem Verlag anzulasten sind: Zum ersten merkt man, dass es wahrscheinlich der Verlag war, welcher Toppers Buch den unpassenden Titel und die ebenso fragwürdigen Untertitel verpasste. Man findet beim Lesen auch heraus, wie stark der Verlag das Manuskript gekürzt und teilweise verstümmelt hat. Gewisse Kapitel, wie jenes über das alte Rumänien (181 f.) sind auf weniger als zwei Seiten gestutzt worden. Und um ein bestimmtes Layout zu erreichen, wurden in den Textblock sogar Leerseiten (!) eingeschossen. – Die Kürzungen wurden so brutal vorgenommen, dass nicht einmal mehr das Stichwortverzeichnis vollständig stimmt!
Man möchte dem Verfasser sogar anraten, sich für ein nächstes Manuskript einen anderen Verlag zu suchen. Toppers Buch wirkt in dieser Form wie Kurzfutter: Der interessierte Leser erfährt vieles, aber nicht genug. Der Wissensdurst wird nicht gestillt. (Christoph Pfister)


horra - Die ersten Europäer
Die Entstehung der Metallzeit in neuer Sicht
285 Seiten, Leinen, Grabert 2003, ISBN 3-87847-202-1

Buchbesprechung:
Mit diesem Buch hat Uwe Topper Zeichen gesetzt: es ist um Längen besser als seine vorhergehenden Werke, die zwar auch nicht schlecht sind, aber immer nur relativ kleine Teilaspekte der Geschichtsfälschungsaktion aufdecken.
„horra“ ist ein fundiertes Geschichtswerk, mit dem Topper (nicht nur) die europäische Vorgeschichte erleuchtet, um das Vorläufervolk dingfest zu machen, aus dem die bekannten Völker und Volksgruppierungen hervor gegangen sind. Der Name „horra“ für diese Volksgruppe, die nicht mit den inzwischen als nichtexistent erkannten Indogermanen oder Indoeuropäern identisch ist, hat Topper aus verschiedenen Überlieferungen und Aufzeichnungen abgeleitet.
Topper hat eingehendst recherchiert, und so ist es verblüffend, welche Schlussfolgerungen er ziehen kann. Er hat Überlieferungen, Sagen, Märchen, Religionen und Sprachen auf Relikte und Überreste einer Vorkultur untersucht. Er untersuchte Götter und Halbgötter, Götzen, Geister, Heilige und Sagengestalten und zeigt ihren Werdegang und ihre Geschichte auf.
Über den Beginn der Eisenzeit (hierzu siehe seinen Beitrag in SYNESIS Nr. 2/2003 „Der Beginn der Metallzeit“) hat er den roten Faden aufgenommen, mit ihr verbunden ist der Beginn der Schmiedezünfte. Topper sieht entgegen der herkömmlichen Geschichtsschreibung keinesfalls zuerst eine Kupfer- und Bronzezeit vor dem Beginn der Eisenverarbeitung. Für ihn entstanden beide Verarbeitungsformen logischerweise gleichzeitig und waren der Übergang aus der Steinzeit zur Metallzeit. Aus der Entwicklung der Metallurgie ging letztendlich unsere gesamte moderne Entwicklung hervor.
Toppers minutiöser Sammel- und Recherchearbeit ist es zu danken, dass er es geschafft hat, aus zahllosen kleinsten Puzzlesteinen ein Bild zusammenzufügen, das ein vorgeschichtliches Kulturvolk erahnen lässt, wie es in dieser Größe später nie mehr auftrat.
Obwohl Topper die „horra“-Spuren überall ausfindig machen kann, bleibt es doch im Nebel der Vergangenheit, was für ein Volk es war, das ganze Kontinente mal friedlich, mal kriegerisch, besiedelt hatte. Mehr als Hinweise dürften auch kaum mehr zu finden sein, denn seit der „horra“-Herrschaft sind mindestens drei planetare Großkatastrophen über die Erde hinweg gegangen, und nach jedem dieser Kataklysmen war zwangsläufig weniger dieser alten Kultur vorhanden.
Doch kein Lob ohne Kritik: Mit seiner Ägypten-Definition bin ich nicht einverstanden. Hier hat Topper offensichtlich schulwissenschaftliche Dogmen übernommen, die kaum haltbar sind. Beispielsweise lässt er die Gizeh-Pyramiden immer noch von den namensgebenden Pharaonen bauen, obwohl sie von der Konstruktion und der Erhaltung her um in Vielfaches älter sein müssen. Die Gizeh-Pyramiden haben mit Ägyptern so wenig zu tun wie der Assuan-Staudamm!
Auch wenn Topper einräumt, dass Cheops „wahrscheinlich nur ,Haupt’, ,Kophet’“ heißt, schreibt er „Der Erbauer der großen Pyramide von Gize, Cheops, scheint eine strenge Bildlosigkeit vorgeschrieben zu haben.“ Kunststück: Von jemandem, den es nicht gab, kann es auch keine Bilder geben! Obwohl Topper die Pharaonenlisten bezweifelt, weil dort viele Herrscher mehrfach aufgeführt seien, bezweifelt er Cheops nicht. Dabei ist es so einfach: Cheops war ein Herrschertitel wie Djoser, und kein Eigenname. Das hatte schon Thomas Riemer vor zehn Jahren nachgewiesen.
Trotzdem kann dieses Buch nur wärmstens empfehlen, es gehört in das Bücherregal jedes an der Vorgeschichte interessierten! (Gernot L. Geise)

Anmerkung: Bestellen Sie Uwe Toppers Bücher über Ihre Buchhandlung.


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